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Dienstag, 25. November 2014

Boston und Washington, Tag 11, 12 und 13

Tag 11 war der schlimmste Tag der Reise. Ein absoluter Horrortag. Es war Samstag, unser letzter Tag in Boston, traumhaftes Wetter, und wir wollten mit dem Boot raus. Wir hatten die ganze Woche zwischen der Duck Tour und dem Whale Watching geschwankt, entschieden uns aber letztendlich für's Whale Watching.


Um's kurz zu machen: Ich war so unfassbar seekrank. Die Tour sollte drei Stunden dauern, ich habe es ganze zwanzig Minuten ausgehalten, bevor es losging mit Kotzen (in den Mülleimer, as seen on TV), kaltem Schweiß, tauben Händen und schlotternden Knien. Und dem Wunsch mich über Bord zu werfen. (Ich musste dran denken, dass mein Vater, der damals mit der Queen Mary nach New York gefahren ist und dort tagelang (!) seekrank war, immer erzählt, dass er sterben wollte, weil es ihm so unglaublich schlecht ging. (Und dann musste er in dem Zustand dort auch noch arbeiten!))


Wir mussten knapp anderthalb Stunden auf's offene Meer rausfahren und ich habe keinen einzigen Wal gesehen. Sie waren da, insgesamt fünf!, sogar unmittelbar neben unserem Boot, aber ich konnte und wollte nicht von meinem Platz auf dem Boden neben dem Mülleimer aufstehen (ich liebe es, wenn man an dem Punkt ist, an dem einem alles egal ist). Nachdem Lukas ein Mal empathie-gekotzt hat*, ging es ihm gleich besser und er konnte die Wale sehen und sogar photographieren. Anstatt der geplanten drei Stunden dauerte die Fahrt übrigens ganze vier Stunden, und ich habe den restlichen Tag im Bett verbracht.
* Ca. 25% der Menschen auf dem Boot waren seekrank, aber ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um die Skurrilität der Situation richtig genießen zu können.

Am nächsten Tag ging es morgens mit dem Zug nach Washington. Wir haben den Zug buchstäblich in letzter Sekunde erreicht (es war sehr dramatisch und die Schaffner sehr böse und sehr sehr kulant zugleich), wir beide noch angeschlagen (Lukas erkältet, ich noch leicht wackelig auf den Beinen vom Vortag), mit Koffern und Taschen Treppen hochrennend, Amtrak nicht ausgeschildert.

Aber wir haben es geschafft und wurden mit einer wahnsinnig tollen Zugfahrt belohnt, die ersten Stunden durch Connecticut fast ausschließlich am Wasser entlang, dann mit atemberaubenden Blick auf New York aus den verschiedensten Perspektiven (ich wollte am liebsten in New York aussteigen, so sehr zog es mich wieder zurück, dabei sollte es ja in vier Tagen ohnehin wieder dorthin zurück gehen, so albern), durch Philadelphia (it really is sunny in Philadelphia; die Stadt sah toll aus aus dem Zug und wir fragten uns, warum wir keinen Aufenthalt in Philly eingeplant hatten), durch Baltimore (Lukas vergöttert The Wire und war dementsprechend aufgeregt), und schließlich nach Washington.
Schon verrückt, wenn man bedenkt, dass die Zugfahrt von Boston nach Washington genauso lang gedauert hat, wie der Flug von Düsseldorf nach New York (acht Stunden).

Ankunft in Washington, wir laufen vom Bahnhof zu Fuß zu unserem Airbnb-Host Patrick und bestaunen die schöne Straße, in der wir die nächsten vier Tage wohnen dürfen.


An dem Sonntag Abend haben wir nicht mehr viel gemacht, Spaziergang zur H Street, Abendessen bei The Argonaut. Lukas hatte Beef Tacos, ich Grilled Cheese (na klar) mit Sweet Potatoe Fries, leider nicht so gut. Das Leitungswasser, das wir in New York und Boston noch getrunken haben, ist in Washington ungenießbar!

Nächster Tag. Tag 13 der Reise, unser erster richtiger Tag in Washington. Strahlender Sonnenschein und deutlich höhrere Temperaturen als in Boston.
Der erste Blick auf das Capitol, unsere erste Anlaufstelle.




Wie fast alles in Washington im Bereich der National Mall, war der Besuch und die Führung im Capitol kostenlos. Unser guide Alan war ein total lieber, älterer Mann, aber ziemlich verpeilt und bei Nachfragen doch eher überfordert, da er seinen Text offenbar auswendig gelernt hatte. (Er hat hauptsächlich die state statues erklärt; Statuen bedeutender Persönlichkeiten, gestiftet von ihren jeweiligen Bundesstaaten.)




Man verschätzt sich ganz schön bei den Entfernungen, zumindest ging es uns so. Der Fußmarsch zum Washington Monument dauert deutlich länger, als man bei diesem Anblick vermutet.



Das Capitol von der anderen Seite, und einer der vielen reflecting pools. (Ich wäre am liebsten da reingesprungen, es war so heiß!)


Das Washington Monument aus der Nähe. Um hochzufahren, hätte man sich schon früh morgens anstellen müssen; als wir gegen Mittag da ankamen, waren schon alle Tickets für den Tag weg. (Komisches System irgendwie.)






Der nächste reflecting pool, vor uns liegt das Lincoln Memorial.






Wir spazieren nach Georgetown, was ursprünglich mal zu Maryland gehörte und vierzig Jahre älter als Washington D.C. ist. Auch das dauert länger als gedacht und es ist heeeiiß. Wir wundern uns über die unzähligen laufverrückten Amerikaner, die in der Mittagshitze an uns vorbeijoggen. (Aaaalle joggen. In New York, in Boston, in Washington.)


In Georgetown gehen wir zu Thomas Sweet, dem Eisladen, in dem schon Barack Obama war und der auch das White House beliefert. Es gibt quasi jede Sorte und jedes Topping, das man sich vorstellen kann, und ich nehme plain Frozen Yoghurt. (Eine Tatsache, über die Lukas nicht hinwegkommt.)
Am frühen Abend nehmen wir den Bus Richtung Downtown (es hängen keine Fahrpläne an den Bushaltestellen und auch sonst wirkt das System völlig undurchschaubar) und verbringen den Abend im ChurchKey, einem richtig coolen Laden mit großer und großartiger Bierauswahl.

1 Kommentar:

  1. Ich liebe deine Schreibe! Selbst wenn's ums Kotzen geht :0
    Und deinen Blick für die Bilder.
    Bitte noch mehr!
    Thanks for sharing - and enjoying!

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