unterseiten

Donnerstag, 23. Mai 2013

Shoppen ist kein Hobby

Isabel Bogdan hat kürzlich begonnen, in ihrem Blog eine Reihe über Konsumverhalten zu schreiben. "Besser ist das" nennt sich die Reihe, die sich nacheinander mit den Themen Fleisch, Gemüse, Kaffee und Schokolade, Geld, Kleidung, Plastik und Müll, und Großkonzerne vs. Kleinunternehmer beschäftigt.
Ich bin über den Fleisch-Beitrag auf die Reihe gestoßen, habe nacheinander alle bereits vorhandenen Teile gelesen, und erst jetzt – quasi vor fünf Minuten den einleitenden Text. Ich mag ihren Schreibstil sehr gerne, er hat ein bisschen was von stream of consciousness, wie die Worte so purzeln, und man selber überschlägt sich auch beim Lesen, weil man bei jedem Wort zustimmend nickt, und während ich so weiterlese, merke ich, dass ich einen Kloß im Hals habe.
Als Fazit am Ende wird sich ein kleiner Rant darüber anbieten, wie unfassbar bescheuert ich es finde, das Wort „Gutmensch“ als Schimpfwort zu benutzen. Was soll man denn sonst sein wollen, ein Scheißmensch?

Bild von der Facebook-Seite der Rainforest Alliance.

Letztes Jahr habe ich aufgehört, Fleisch zu essen, ohne zu ahnen, welchen Dominoeffekt das haben würde. Es klingt wie eine Ausrede oder Lüge gar, aber der Großteil unseres Alltags ist so gelernt, dass man  sich für bestimmte Dinge gar nicht mehr bewusst entscheidet. Mir ging das so, als eine Freundin mich fragte, wie ich das denn mit meinem Gewissen vereinbaren könne, bei IKEA einzukaufen. Wir sprachen, wie so häufig, über das Kaufen bzw. Nicht-Kaufen von Klamotten, über H&M und Primark, und mit ihrer Frage nach IKEA hat sie mich kalt erwischt. Ich hatte schlicht nicht drüber nachgedacht, geschweige denn mich nach reiflicher Abwägung aller Vor- und Nachteile für den Einkauf bei IKEA entschieden.

Außer schwarzen Socken und der gelegentlichen Strumpfhose kaufe ich nichts mehr bei H&M. Als Alternative hatte ich recht schnell American Apparel für mich entdeckt, da sie in Amerika produzieren und alle Mitarbeiter krankenversichert sind. So dachte ich zumindest. Inzwischen lese ich nur noch von "medical benefits". Hier kann man nachlesen, dass American Apparel "Sweatshop-Free" ist, was das heißt, und warum das wichtig ist.
Und so kaufte ich recht guten Gewissens teurer als gewohnt bei American Apparel ein, bis ich kürzlich las, dass Dov Charney, CEO von AA, wiederholt Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben soll. Laut der englischen Wikipedia hat es in den letzten zehn Jahren mindestens fünf Klagen gegeben.
Und nun weiß ich auch nicht wirklich weiter. Außer dem offensichtlichen Weniger kaufen. Bei der undurchsichtigen Marktlage ist weniger und seltener Klamotten kaufen ohnehin die einfachste Lösung. Das gesellschaftsfähige, quasi gesellschaftlich sanktionierte Horten (anders kann ich's nicht nennen) qualitativ meist minderwertiger Kleidung befremdet mich, ehrlich gesagt. Shoppen ist kein Hobby. (Und "shoppen" kein Wort.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen